Kultur

Helden der Nacht

Lothar von Staa

Saxophon beginnt mit S wie „Speicherfund“!

Wenn Lothar van Staa heute große deutsche wie auch internationale Musiker mit seinem Saxophon auf der Bühne begleitet, dann ist das ein schönes Beispiel dafür, wie Zufälle manchmal ganze Lebenswege beeinflussen. Der Mann, der schon Engagements gemeinsam mit Catharina Valente, Jennifer Rush, Gloria Gaynor, Angelika Milster, Michael Buble, Melanie C, Bobby Kimball (Toto) oder Victoria Miles hatte, erinnert sich: „Ich hatte als Kind eigentlich mit Klarinette begonnen, aber nie so richtig Spaß daran gehabt. Zwar nahm ich schon als Zehnjähriger an Musikwettbewerben teil, doch vollends konnte mich dieses Instrument nicht begeistern. Als ich 14 war, fand eine Freundin dann zufällig ein vergessenes Saxophon auf ihrem Speicher und brachte es zu uns. Da war das Feuer sofort entfacht. Aus so einem Ding kommt ja schließlich ordentlich was raus, während die Klarinette viel leiser ist. Man hat viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten.“ Wenn der gebürtige Oberhausener auch nicht einer ausgesprochenen Musikerfamilie entstammt, spielte gemeinsames Musizieren doch eine Rolle. Der Opa konnte Violine und Mandoline, die Mutter sang in einem Chor und der Bruder war gut an Klavier und Keyboard. „Mit ihm zusammen war ich in unserer ersten Band“, erinnert sich Lothar, „außerdem wurde ich in die Landesjugend-Bigband in Dortmund aufgenommen.“ Das Instrument lässt ihn nicht mehr los – und er es ebensowenig. Nach dem Abitur studiert er erfolgreich Musik an der Essener Folkwang-Hochschule.

Von da an reiht sich ein Engagement an das nächste. Lothar van Staa spielt mit diversen Big Bands wie Peter Herbolzheimer, Paul Kuhn und der WDR Big Band. Er tritt an vielen Schauspielhäusern auf und ist Teil großer Musical-Produktionen. „Dann bekam irgendwann alles so eine Eigendynamik. Ich bekam Anfragen von überall auf der Welt und ging mit unterschiedlichen Formationen auf Tournee.“ Einmal ist er mit Gloria Gaynor in der Türkei gebucht, als der Schlagzeuger sich zur Einstimmung an dem Tisch abarbeitet, auf dem sein Saxophon liegt. „Durch sein Getrommel vibrierte der Tisch und mein Instrument knallte auf den Boden. Es war halb kaputt, aber irgendwie konnten wir den Auftritt trotzdem einigermaßen durchbringen.“ Lothar van Staa sieht gesund aus. Stimmt es eigentlich, dass unter Musikern die Vorliebe für Koks so verbreitet ist? „Ich habe das jetzt nicht so mitbekommen…“ lacht er, „auf jeden Fall macht sich das irgendwann bemerkbar, wenn es so ist. Umgekehrt steht Jürgen Drews dafür, wie sich ein guter Lebenswandel auswirkt. Ich habe ihn als Mitglied seiner Band die letzten fünf Jahre bis ins Rentnerdasein begleitet. Und ich bin mir sehr sicher, dass er nie etwas genommen hat. Er raucht auch nicht. Und selbst wenn er mal ein Bier bestellt hat, ließ er die Hälfte stehen. Deswegen ist er so lange so fit geblieben.“ 

Lothar van Staa liebt seinen Beruf. Vor allem deswegen, weil er ja jedes Mal auf ein entspanntes Publikum trifft. Man engagiert eine Band, wenn es etwas zu feiern gibt. Und wenn man ein Konzert besucht, hat man sich meist schon lange darauf gefreut. Unter anderen Musikern empfindet er die Saxophonisten so: „Wir haben die i-Tüpfelchen-Rolle in einer Band. Wir sind verzichtbar, aber wenn wir dabei sind, können wir dem Ganzen einen besonderen Glanz verleihen. Der Sänger ist immer im Mittelpunkt, doch der Saxophonist manchmal auch.“ Lothar van Staa lebt in Köln, wo er auch an der „Rockademy“ unterrichtet. Aber zu hören ist er überall auf der Welt, und das immer wieder.

Kontakt über lotharvanstaa@t-online.de

Text: Daniela Prüter, Bilder: Lothar van Staa