Heilfasten
Sobald es Frühling wird und damit die Zeit alles Figurbetonten näher rückt, haben alle möglichen Diäten wieder Hochkonjunktur. Obschon Diät im eigentlichen Sinne des Wortes >richtige Ernährungsweise< bedeutet, wird hierzulande zumeist nur eine kurzzeitige Veränderung der Ernährungsweise zwecks Gewichtsminimierung darunter verstanden. Wer jedoch nachhaltige Effekte erzielen möchte, wird nicht umhinkommen, dauerhaft an seiner Art des Essens und Trinkens etwas zu verändern.
Ein geeigneter Einstieg in einen bewussten Wandel der Nahrungsaufnahme kann das Fasten sein. Obwohl es für viele noch immer als ein religiös motiviertes Verhalten gilt, dient es doch primär der Entschlackung wie auch der Regeneration des Körpers. Die wohl bekannteste Form -das Heilfasten- kennt unterschiedlichste Variationen. Neben Saft-, Tee- oder Molke-Fasten ist in erster Linie das Fasten nach Art des Mediziners Dr. Buchinger bekannt. Dabei werden dem Körper ausschließlich Gemüsebrühe, Frucht- und Gemüsesäfte, Honig, Mineralstoffe und Vitamine zugeführt. Wenn man -wie bei dieser Form des Heilfasten- dem Körper keine fest Nahrung zukommen lässt, verschiebt sich der Stoffwechsel sehr schnell in den sogenannten Katabolismus -zu gut Deutsch- in den Abbau-Modus. Blutdruck und Blutzuckerspiegel sinken, zur Energiebereitstellung greift der Körper auf seine Fettreserven zurück. Bis dahin ein durchaus wünschenswerter Zustand, der neben einer nicht unerheblichen Gewichtsreduktion auch einen selbstreinigenden Effekt mit sich bringt, den man insbesondere auf der Haut, unserem größten Ausscheidungsorgan, spürt. Da wir unserem Körper jedoch auch Proteine vorenthalten, greift er nach einigen Tagen auf die aus Eiweiß bestehende Muskulatur zurück; – ein Grund, eine Zeitspanne des Fastens von mehr als einer Woche nicht zu überschreiten.
Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch die mentalen Effekte, die der Verzicht auf feste Nahrung mit sich bringt. Der Geist, der vom Körper untrennbar ist, reagiert auf das körperliche Sparprogramm dergestalt, dass auch er sich auf das Wesentliche besinnt und Kleinigkeiten wertzuschätzen weiß. Zudem zeigt eine 2019 an der Berliner Charité erschienene Studie, dass der Körper bei längerem Fasten Endorphine –körpereigene Opiate– ausschüttet, was einen euphorischen Zustand hervorruft.
Wem der Verzicht auf feste Nahrung über einen solch langen Zeitraum als schier unmöglich erscheint, findet vielleicht im Intervallfasten eine Möglichkeit, nachhaltig seine Ernährungsweise zu ändern. Diese Methode entspricht quasi einem Fasten nach der Uhr, wobei die tägliche Essenspause 16 Stunden betragen sollte. Dies wäre zum Beispiel dann gewährleistet, wenn man seine erste Mahlzeit um 10.00 Uhr und die letzte um 18.00 Uhr zu sich nehmen würde. Diverse Studien zeigen, dass auch das Intervallfasten zu einer deutlichen Verbesserung der Blut- und Leberwerte führt.
Aber nicht nur der zeitlich begrenzte Verzicht auf Nahrung ist von Bedeutung. Äußerst wichtig sind die Inhaltsstoffe dessen, was wir zu uns nehmen. Eine ganz besondere Rolle spielen dabei die sogenannten >sekundären Pflanzenstoffe<. Es handelt sich dabei um Naturstoffe mit hohem Stellenwert für den Menschen. Sie bewirken u. a. eine Entspannung der Gefäße und somit eine Senkung des Blutdrucks. Sie verhindern Thrombosen, regulieren den Blutzuckerspiegel und fördern die Verdauung. Sie bekämpfen verschiedene Bakterien, senken das Cholesterin und hemmen Entzündungen.
Wer nun befürchtet, dass sich diese Mega-Wirkstoffe nur in schwerlich genießbaren Speisen befinden, sieht sich getäuscht. Granatäpfel, Beeren, Äpfel und Trauben, Brokkoli, Spinat und Hülsenfrüchte zählen zu den Stars gesunder Ernährung. Auch dunkele Schokolade Kakao und Nüsse tun uns gut. Und auch der so oft verpönte Kaffee soll die Selbstreinigung der Zellen unterstützen.
Und doch: von herausragender Bedeutung ist die Bereitschaft, dauerhaft und bewusst seine Ess- und Trinkgewohnheiten zu verändern. Wenn man isst, seine Aufmerksamkeit eben genau darauf zu richten, ausgiebig zu kauen anstatt seine Mahlzeit herunter zu schlingen; kurzum achtsam zu sein.