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Man spricht wieder RuhrHOCHdeutsch in Dortmund!

Das beste Comedy-Festival unserer Region ist zurück im Spiegelzelt!

Die Tickets für RuhrHOCHdeutsch sollte es eigentlich auf Rezept geben. Eine Studie bewies unlängst, dass der Besuch einer Comedyshow den Blutzuckerspiegel von Diabetikern positiv beeinflusst, der Blutdruck von Herzinfarkt-Patienten sinkt durch Lachen ganz nebenwirkungsfrei in den grünen Bereich ab, wir produzieren Glückshormone und außerdem spannen wir rund 300 Muskeln an – 17 davon im Gesicht – wenn wir herzhaft über etwas lachen. Humor ist vielfältig. Veranstalter  Horst Hanke-Lindemann ist es wieder gelungen, für diesen Sommer eine besonders bunte Mischung von Künstlern in sein Spiegelzelt zu verpflichten. „Ich liebe meinen Job ohnehin, aber in den letzten Monaten hat er mir wirklich wieder besonders viel Spaß gemacht“, erklärt er, „die Künstlerinnen und Künstler sind wie ausgehungert. Viele haben die Einschränkungen während der Pandemie für sich genutzt und neue Programme erarbeitet, dabei aber immer den intensiven Kontakt mit dem Publikum vermisst. Ich habe überall offene Türen eingerannt, konnte wieder große Namen gewinnen und vielversprechende junge Talente in unsere Stadt einladen. Wir sind eines der wenigen Festivals, die auch während der Corona-Zeit noch Wege gefunden haben, weiter zu machen. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir durchgehalten haben und noch da sind: 107 Veranstaltungen an 101 Tagen haben wir auf die Beine gestellt.“ Wem es vorher noch nicht bewusst war, der hat in Zeiten der Zoom-Konzerte und virtuellen Events noch einmal deutlich gemerkt, dass Bühnenpräsenz durch nichts zu ersetzen ist.

Die beste Adresse für deutschen Humor mit Niveau!

Wenn Johann König beim Special „Cocktails und Comedy Mix“ Mitte August im Spiegelzelt auftritt, kommt er damit einem Sehnsuchtsort seiner Kindheit sehr nah. Als kleiner Junge hatte er eine Dauerkarte für die Südtribüne, war über zehn Jahre hinweg jedes zweite Wochenende im Stadion. Auch nachdem er längst in Köln wohnt, ist er im Herzen Borusse geblieben. In einem Interview verglich König seine Kunst schon mal mit den Fertigkeiten eines Fußballers: „Zu einer Pointe muss man sich hinarbeiten, sich durch Sätze dribbeln. Wenn man im richtigen Moment die Pointe abschießt, dann löst sie ähnliche Glücksgefühle aus wie der Torjubel. Der Torjubel, der Pointen-Jubel und der Orgasmus sind für mich das Gleiche.“ Wie ein Sportler agiert übrigens auch Ingo Appelt auf der Bühne. Um die 14 Kilogramm Hüftspeck, die er sich nach eigenen Angaben während der Pandemie zugelegt hat, muss er sich jetzt keine Gedanken mehr machen.  Mit der Ausdauer des legendären Duracell-Hasen tobt er über die ganze Bühne. Er ist immer in Action, bis die ganze Wut raus ist. Sein Geheimrezept gegen die deutsche Depression: Es gibt so lange auf die Zwölf, bis die Sonne wieder scheint. Schmerzen werden weggelacht.“ Gegen körperliche Beschwerden hilft Gelächter, aber auch dabei, die psychischen Verwirrungen der letzten beiden Jahre noch einmal intelligent aufzuarbeiten. Christian Ehring, der allwöchentlich im Fernsehen mit seiner Satire-Sendung dabei hilft, den alltäglichen Wahnsinn auf die Schippe zu nehmen, um ihn anschließend mit einem Schmunzeln versöhnlich beiseite legen zu können, hat sich mit seinem Programm „Antikörper“ noch einmal die Pandemie vorgenommen. Und – machen wir uns nichts vor: Solange das Thema „Impfung“ im Smalltalk noch genauso giftig ist wie zum Beispiel das Thema „Politik“ in einem Vorstellungsgespräch, haben wir damit einfach noch nicht abgeschlossen. Ehring ist ein Meister im feinsinnigen Formulieren von heiklen Aspekten mit Konfliktpotential. Wenn am Ende alle – die sonst ja immer die sich gerade spaltende Gesellschaft beklagen – miteinander lachen, ist das ein schöner Abgesang auf alles, was wir noch von Corona hören wollten.

Große Namen, scharfzüngige Damen und ein neues Gastronomie-Konzept

Bekannte Namen findet man im aktuellen Programm. Matze Knop, Urban Priol, Popolski, Frank Goosen und Wolfgang Trepper werden unter anderem dabei sein und die beliebtesten Künstler aus unserer Region: Lioba Albus, Bruno „Günna“ Knust, Martin F. Risse und die Pottrosen. Letztere verfügen über insgesamt 70 Jahre Bühnenerfahrung und sehr gute Beobachtungsgabe: Was im Ruhrgebiet an „Dialogen, die die Welt nicht braucht“ gesprochen wird, findet sich in ihren wortgewaltigen Karikaturen auf der Bühne wieder. Das Beste: Sie singen auch. Haben wir das nicht alle vermisst, dass jemand leibhaftig vor uns steht und etwas Künstlerisches darbietet? Und weil Ruhrpott sich nicht nur anhört, sondern auch schmeckt, hat Horst Hanke-Lindemann immer montags ein besonderes Paket geschnürt: „Eine Currywurst – oder alternativ ein Salatteller – und ein Getränk nach Wahl gibt es montags immer inklusive“, so Hanke- Lindemann, „das gehört zu unserem neuen Gastronomiekonzept mit dem Partner BRAUTURM im U. Immer montags gibt es was Solides zu essen, dienstags heißt es dann ‚Cocktails & Comedy Mix‘. Unser Spiegelzelt wird zur Cocktail-Lounge, wir haben Barkeeper der Extraklasse gewinnen können.“

Wortwitz kann auch weiblich sein!

In Deutschland leben etwa 1,1 Million mehr Frauen als Männer. Vor diesem Hintergrund ist es besonders erfreulich, dass mittlerweile auch immer mehr weibliche Comediennes aktiv sind. Bei RuhrHOCHdeutsch finden sie klare Worte, allen voran Lisa Feller. Ihr neues Programm heißt „Ich komm jetzt öfter“ und man freut sich umso mehr, dass sie sich zwischen all ihren Fernsehterminen die Zeit dafür nimmt. Über Feminismus sagte sie einmal, ihr würde Gleichberechtigung schon genügen. Mit ihrem Programm will sie dazu beitragen, dass wir intergeschlechtlich diesbezüglich schön im Gespräch bleiben. Vera Deckers beschäftigt sich mit den Narzissten, einer Spezies, die so typisch ist für unsere Zeit, in der manchmal die Verpackung wichtiger ist als der Inhalt und die globale Währung „Aufmerksamkeit“ heißt. Die Frage, ob Kabarett denn überhaupt am Puls der Zeit sein kann, wenn man nicht mal eine Puls-Uhr hat, ist rein rhetorisch. Apropos Puls… Hochmotiviert weil ausgehungert ist auch Daphne de Luxe. Wenn nachts der Regen an ihr Fenster klatschte, sei sie aufgestanden und habe sich verbeugt, erzählt sie über die Zwangspause während Corona. Als – so nennt sie sich selbst – charismatische „Barbie im XL-Format“ steht sie nicht nur wie ihr Programm für „Das pralle Leben“, sondern auch für die selbstbewusste, selbstironische und überbordend fröhliche Frau, die wir doch eigentlich alle gerne wären. Sie rockt, sie singt die leisen Töne und ihre Geschichten über unsere Gesellschaft und die alltäglichen Widrigkeiten sind voller Leichtigkeit. Ein bisschen ist es so, als würde man seiner besten Freundin zuhören, nur eben noch viel amüsanter.

Comedy-Karrieren beginnen gern im Waschsalon

Das Format „Nightwash“ im WDR Fernsehen hat schon viele ganz große Spaßmacher unseres Landes hervorgebracht. Auch beim diesjährigen RuhrHOCHdeutsch wird es ein Nightwash Comedy Special geben. Bene Reinisch, der den Anspruch hat, auch ohne graue Haare schon in der Lage zu sein, anspruchsvolle Inhalte pointiert zu transportieren, zeigt Ausschnitte aus seinem aktuellen Programm „Irgendwas mit Meinung“. Daneben kommt Paul Wolter, waschechter Stand-Up-Comedian und „ganztags Mensch, halbtags Influencer und privat ganz nett“. Mit zarten Anfang zwanzig nimmt er sich und seine Generation selbstironisch ins Visier. Während er darüber philosophiert, ob das Vorhaben, alle Probleme dieser Welt zeitgleich zu lösen vielleicht doch etwas zu ambitioniert ist, während man sich doch schon nach fünf Minuten ohne Handy total verloren fühlt, passiert noch etwas anderes: Hier wird das Publikum von morgen herangezogen. Über die gleichen Dinge lachen zu können, setzt immer voraus, dass man in etwa den gleichen Background hat. Das Special mit den beiden Nachwuchskünstlern lädt also die jüngere Generation zum Mitlachen, die ältere aber darüber hinaus auch zum Verstehen und Nachvollziehen ein, was einen heutzutage in diesem Alter so bewegt.

Wenn Integration einfach herbeigelacht wird, macht das unsere Welt bunter

Jung, wild und mit einem Migrationshintergrund ausgestattet, den man als Comedian perfekt auf die Schippe nehmen kann, bringt Masud Akbarzadeh außerdem einen DJ, eine Liveband und drei Special Acts mit ins Spiegelzelt. Er ist derjenige, der seinen Nachnamen immer besonders akzentuiert aussprechen muss, weil die deutschen Ohren ihn sehr kompliziert finden. Beim Arzt, aufgerufen von der Sprechstundenhilfe, die stammelnd „Herr Akbar…Akbar…“ ins Wartezimmer ruft, antwortet er nur noch: „Ach lassen Sie, ich weiß schon, wer gemeint ist. Und hören Sie lieber auf, sonst denken die Leute, Sie sprengen sich gleich in die Luft.“ Warum er als überzeugter Veganer trotzdem Mücken tötet, erzählt er, und wie sehr er die Live-Auftritte vermisst hat: „Wenn ich hier auftrete, sagt vielleicht der eine oder andere im Publikum ‚Hey, den kenne ich aus dem Fernsehen, der ist ganz witzig.‘ Wenn ich vor meiner Familie auftrete, sagen sie ‚Den kenne ich, ich war bei seiner Beschneidung.‘“ Mit Sicherheit ist das eine sehr unterhaltsame Art, die eigene Kultur auf die Schippe zu nehmen. Stichwort „Kultur“… wussten Sie schon, was der Begriff „Cancel Culture“ bedeutet?

Orientierung für eine irrlichternde Gesellschaft: Comedy über Cancel Culture

Wenn ein Leipziger Maler 2019 von der Leipziger Jahresausstellung wieder ausgeladen wird, weil er  einer AfD-nahen Stiftung angehört oder einer Punkband der geplante Auftritt abgesagt wird, weil die rechte Szene dagegen mobil gemacht hatte, dann sind das schon ziemlich gute Beispiele für dieses Phänomen. Gerade erst hatte sogar eine Fridays-for-Future-Ortsgruppe den Auftritt einer deutschen Sängerin gecancelt, weil sie Dreadlocks trage und das sei eine nicht hinnehmbare kulturelle Aneignung. Zweifellos ein kompliziertes Thema, aber auch eines, mit dem wir immer häufiger konfrontiert werden. Umso besser, dass die RuhrHOCHdeutsch-Macher jetzt in Salim Samatou jemanden gefunden haben, der uns solche Dinge nicht nur erklärt, sondern auch gleich Material dazu liefert, um herzhaft darüber zu lachen. Bemerkenswert ist seine Vita: Als Sohn einer Inderin und eines Marokkaners in Marokko geboren, zog er mit acht Jahren nach Mumbai und wanderte sechs Jahre später mit seiner Familie nach Deutschland aus. Die neue Sprache lernend, arbeitete er sich von der Hauptschule auf die Realschule und das Wirtschaftsgymnasium vor, studierte nach dem Abitur Internationale Wirtschaftsinformatik und schob noch ein Masterstudium in Geschichte hinterher. Sein Deutsch ist nicht ganz akzentfrei – denn man hört ein bisschen den Dialekt seiner neuen Heimat Bad Kreuznach heraus. Samatou hat den RTL Comedy Grand Prix gewonnen und wurde unter anderem durch seine Einsätze beim RebellComedy-Ensemble bekannt. Schlau und witzig ist er, und unter den Nachwuchs-Talenten ganz sicher einer mit richtig viel Potential.

Gala-Erlös für Ukraine, Preis für „Italo-Ruhrpott-Weib“ und Spaß für unsere Stadt

„Wir haben uns entschieden, mit dem Erlös der Benefiz-Gala, die traditionsgemäß das Festival eröffnet, das Rote Kreuz in der Ukraine zu unterstützen“, erklärt Horst Hanke-Lindemann. Alle Akteure spenden an diesem Abend ihre Gagen, die Einnahmen aus dem Ticketverkauf der Gala und überzählige Wertmarken  sowie Spenden, die über die Spielzeit hinweg zusammenkommen, gehen ins Kriegsgebiet. Gerade in schlimmen Zeiten ist auch das Lachen wichtig – ein Satz, den man auch bei den Sponsoren unterschreiben kann: „RuhrHOCHdeutsch hat sich seinen festen Platz im Dortmunder Kultursommer erobert und diesen Platz auch in der jetzigen Zeit gehalten. Die Sparkasse freut sich, als Hauptsponsorin auftreten zu können. Kulturförderung ist ein besonderes Anliegen der Sparkasse und Teil ihres Selbstverständnisses“, sagt Dirk Schaufelberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund. Alle zwei Jahre wird mit dem nach ihr benannten Preis auch eine legendäre Schauspielerin aus dem Ruhrgebiet geehrt. Horst Hanke-Lindemann: „Wir werden in diesem Jahr wieder unseren Tana-Schanzara-Preis verleihen. Carmela de Feo, vielen unter dem Namen ihrer Bühnenfigur La Signora bekannt, steht mit ihrem musikalischen Programm und ihrer Rolle als singende und akkordeonspielende Italienerin, die im Ruhrpott geboren wurde, für Vielfalt. Unsere Region ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Künstlerinnen wie sie sind dafür Paradebeispiele.“ Alle Termine, Highlights und Hintergründe findet man wie immer auf www.ruhrhochdeutsch.de, was im Grunde also einfach eine Internet-Apotheke ist, die die Medizin „Lachen“ anbietet. Nebenwirkungsfrei.

Text: Daniela Prüter, Bilder: Ruhrhochdeutsch/ Isabella Thiel, Ralf Rottmann, Horst Klein, S. Stuetzner, Materialis Theme, Ira Schwindt, Patrick Liste, Felix Rachor, Boris Breuer, Lisa IKJO, fkpscorpio, Stephan Pick, Ramiro Simone, Michael Palm, Stefan Mager, Jagu Agentur, Peter Woller, Rainer Holz, Manfred Esser, Frank Eidel, J. Becker, klassekünstler, Manfred Jasmund, Jochen Manz, Max Neidlinger.


Dortmund Ticket Service, Max-von-der-Grün-Platz 5-6, 44137 Dortmund, mo-sa 10 -18 Uhr, Ticket-Hotline: 0213-18 99 94 44, Email: tickets@dortmund-tourismus.de und in allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen.

Onlineverkauf im Internet unter www.ruhrhochdeutsch.de
Veranstalter, Förderer, Sponsoren: Veranstaltet wird das Festival RuhrHOCHdeutsch vom Theater Fletch, präsentiert von der Sparkasse Dortmund und Radio 91,2 und gefördert von der Stadt Dortmund. Sponsoren sind DEW21, DOGEWO21, Brinkhoffs Brauerei und Fachhochschule Dortmund

Veranstalter- und Pressekontakt: Theater Fletch Bizzel Horst Hanke-Lindemann Telefon: 01515 877 22 40
Email: hanke-lindemann@fletch-bizzel.de www.ruhrhochdeutsch.de