Ein bisschen Wissenschaft und ganz viel Gefühl
Tanztheater im Depot- Von Menschen und anderen Tieren
Nach Jahren der Forschung scheint die Antwort auf die Frage, inwiefern sich der Mensch vom Tier unterscheidet, gelöst zu sein: die Großhirnrinde gefalteter, der Gang aufrechter und der Geist elaborierter. Doch können Tiere fühlen, können sie denken? Obwohl diese Fragen in Zeiten der Massentierhaltung immer drängender werden, bleibt ein deutliches Statement der Wissenschaft bislang aus. Jetzt nähert sich das Theaterensemble des Dortmunder Depots dem Thema auf künstlerische Art und Weise an.
Jetzt wird´s tierisch
Begleitet von eindringlicher Orchestermusik gleiten die Darsteller tiergleich über die Bühne, mal mit der Eleganz eines Schwans, mal mit der Unbeholfenheit eines jungen Rehs lassen sie sich nieder in einem Haufen undefinierter Tierarten. Nach und nach erheben sich die Künstler, wandeln sich wieder zum Menschen und stellen direkt zu Anfang die kontroverse These auf, der Mensch sei doch nicht mehr als ein Tier.
„Die Würde des Menschen entspringt seiner Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken.“
Sie schlüpfen in die Körper von geselligen Kühen, hungrigen Leoparden und hinterlistigen Schlangen. Affen hangeln sich von Job zu Job, Haie beißen sich bis ganz nach oben durch, Elefanten trampeln gleichgültig auf den unteren Etagen herum- war die Grenze zwischen Mensch und Tier anfangs noch ersichtlich, so wird sie im Laufe des Stückes immer schwammiger und löst sich zum Ende hin ganz auf. Ist es der Mensch im Tier oder das Tier im Menschen, sind es nun Tiere mit menschlichen Attributen oder vice versa? Keine klare Antwort, dafür aber ein eindeutiger Appell- es wäre sicherlich interessant zu wissen, wie viele Grill- und Burger Liebhaber innerhalb der anderthalb Stunden spontan zum Vegetarier mutiert sind. Doch Vorsicht: Wer auf der Suche nach tänzerischen Meisterleistungen ist, sollte sich besser auf der Homepage des Dortmunder Opernhauses umschauen. Inmitten von leichten Hip Hop und R&B Sounds wirkt die Herde oft etwas ungelenk und asynchron- wie Tiere eben.
Text und Fotos: Emma Schmidt