25 Jahre „Bang Boom Bang“
Unna feierte mit Ralf Richter und einem Kult-Auto Jubiläum

Der Film, mit dem Ralf Richter alias Kalle Grabowski damals eine halbe Million Menschen in die Kinos lockte, wurde – auf Initiative des Hellweger Anzeigers und des Kinorama Ende August im Zentrum jener kleinen Stadt zelebriert, die einst – neben Dortmund – auch Drehort gewesen war. Beinahe jeder Besucher konnte mindestens eins der legendären Zitate aus dem Kultstreifen aufsagen, wie:
„Dann will ich, dass meine Olle in Pumps in diesem Fahrzeug, Mercedes 500 SEC vollgetankt und hochglanzpoliert, auf mich wartet. Hier draußen vor der Tür. Ist das machbar?“ Kalle Grabowski.
Oder auch: „Du brauchst ein Fahrzeug, was zu dir passt. Mit Stil, eins mit Charakter. Ein Baby, zum Liebhaben.“ Oder natürlich: „Alles auf Horst!“
Schauspieler Ralf Richter, der vor allem durch seine Ruhrpott-Attitüde in so vielen Rollen die Fans begeisterte, hat uns erzählt, warum dieser Film auch heute noch etwas Besonderes für ihn ist.
Top Magazin: Die große Spielfreude zeichnet Bang Boom Bang aus. Diether Krebs hat sich damit ein Denkmal gesetzt. Fehlt dir diese Leidenschaft von damals in heutigen Filmen?
Ralf Richter: Manchmal. Das spürt man immer dann, wenn man merkt, dass das Arbeit ist und dass die Zeit langsam vergeht. Wenn man ungeduldig werden will. Wenn man zusammen Spaß hat, ist das anders. Manche Leute sagen ja „Um fünf Uhr fällt der Hammer“. Aber ich könnte noch ewig weitermachen, weil es immer besser werden soll. Neulich war ich bei Böhmermann in der Sendung, als Richter Ralf Richter. Da war es auch so: Die haben sich wirklich Mühe gegeben, das hat Spaß gemacht.
Top Magazin: Du lebst heute in Köln, verbringst aber regelmäßig Zeit in Bochum an der Pommesbude deiner Freunde, wo die Leute Fotos machen können. Fehlt dir der Ruhrpott?
Ralf Richter: Manchmal bin ich da, weil die Kumpel in ihrer Pommesbude ja auch Merchandising-Artikel von Bam Boom Bang verkaufen. Natürlich habe ich da den Hintergedanken, das Interesse an unserem neuen Projekt wachzuhalten…
Top Magazin: Weil bald ein Spin-Off kommt? Dein Sohn schreibt ja gerade an einem Drehbuch für eine Serie. Worum geht’s dabei?
Ralf Richter: Maxwell hatte die Idee, die Geschichte um die Grabowskis weiterzuschreiben. Genaugenommen, werde ich hier nicht nur als Kalle Grabowski dabei sein, sondern auch noch als „Kalle“ aus „Was nicht passt, wird passend gemacht“ und als „Bullet Harry“ aus „Goldene Zeiten“. Damit hätten wir die drei Figuren der Unna-Trilogie gemeinsam auf der Leinwand.
Top Magazin: „Grabowski – alles für die Familie“ sollte ja ein Kinofilm werden. Über Crowdfunding habt ihr über 100.000 Euro gesammelt. Aber jetzt liest man Kommentare auf deiner Facebookseite, in denen Leute nach ihrem Geld fragen. Was ist passiert?
Ralf Richter: Keine Sorge, das Geld liegt beim Notar. Davon hat sich hier keinen einen schwarzen Porsche gekauft. Aber wir hatten uns bei einer Zusammenarbeit die falschen Partner gewählt, merkten dann nach ein paar Monaten, wir müssen wieder ganz von vorne anfangen. Und dann hatten wir ein zweites Mal Pech bei der Zusammenarbeit. Dann kam die Pandemie. Wir beschlossen schließlich, stattdessen eine Miniserie draus zu machen, die bei einem Streamingdienst laufen wird. Ich war zuerst dagegen, aber eigentlich ist die Idee klasse. Speziell der geplante Ludengeburtstag… da sind tolle Szenen, die man sonst hätte stark kürzen müssen. Der Zuschauer bekommt also mehr zu sehen, als das bei einem Film der Fall gewesen wäre.
„Von dem Crowdfunding-Geld hat sich hier keiner einen Porsche gekauft!“
Top Magazin: Bereut ihr die Geschichte mit dem Crowdfunding und bekommen die Leute ihr Geld zurück, wenn nicht gedreht werden würde?
Ralf Richter: Ich kann beide Fragen mit einem klaren „Ja“ beantworten! Wir waren damals unerfahren, wussten nicht, dass man so eine Geld-Sammel-Aktion eigentlich nur zur Restfinanzierung macht. So ein Film wie Bang Boom Bang kostet 5,5 Millionen Euro. Gut, wir bekämen es etwas günstiger hin, weil ich schon überall persönlich vorstellig geworden bin, ich kenne ja hier viele Leute im Pott. Aber auch dann würde unsere Zielsumme von 120.000 Euro nur knappe fünf Prozent ausmachen. Als dann die ersten Nachrichten bei uns ankamen „Alles klar Jungs? Wie läuft’s? Wann ist Premiere?“, da wurde uns klar, die haben ja keine Ahnung, wie ein Film gemacht wird. Natürlich kann man die Frage vor diesem Hintergrund auch verstehen. Aber wir stehen bei diesen Unterstützern im Wort. Wir halten die Fans über Instagram auf dem Laufenden. Das Geld liegt sicher, es wird entweder zum Drehen verwendet oder zurückbezahlt. Und natürlich kriegen alle die versprochenen Merchandising-Artikel.

Fans im passenden Outfit
Top Magazin: Zu Zeiten von Bang Boom Bang war der Ruhrpott noch grau, hatte ein Schmuddel-Image und hohe Arbeitslosigkeit. Heute hat sich unsere Region an vielen Stellen sozusagen neu erfunden. Stichwort „Phoenixsee“ oder die Kokerei Hansa. Alles Industriekultur. Müssen wir aufpassen, dass wir nicht Schicki-Micki werden?
Ralf Richter: Ich nehme auf jeden Fall wahr, dass man immer mehr Sachen macht für Leute, die sich das leisten können. Die Schere geht immer weiter auseinander. In der Pandemie gab es viele neue Millionäre und andere gingen pleite. Oder bekamen Coronahilfe, die sie dann später zurückzahlen mussten. Ich gehörte auch dazu. Aber ich bin in der Zeit auch mit vielen ins Gespräch gekommen, die versuchten, finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Ich engagiere mich ja auch schon lange für ein Obdachlosenhotel hier. Tja, und jetzt haben wir eine Regierung, die setzt sich ja mehr aus Abiturienten zusammen, die auch mal Regierung sein wollen. Und der Scholz… wieso kommt der damit durch? Der ist eine Schlaftablette und für mich nicht ernst zu nehmen.
Top Magazin: Bevor du dich in Rage redest… du bist theoretisch schon in Rente, arbeitest aber immer noch. Hast du auch noch einen Traum?
Ralf Richter: Mir ist meine Familie sehr wichtig. Früher hatten wir mal zwei Häuser nebeneinander gemietet, als ich klein war. Wir waren ja acht Kinder. Ich freue mich wenn alle – oder möglichst viele zusammenkommen. Allerdings würden wir heute wohl drei Häuser brauchen, weil soviele Kinder und Enkel dazugekommen sind. Und wenn ich hier am Rhein stehe, denke ich, ich sollte mal eine Flusskreuzfahrt machen, nach Holland rüber. Das klappt aber nur, wenn mir nicht wieder ein Projekt dazwischenkommt.




Sohn Maxwell schreibt das Drehbuch für die Miniserie
Interview und Bilder: Daniela Prüter